2. Sommerliche Orgelakademie Rerik
Bericht einer Teilnehmerin

Sommer, Sonne, Strand, Meer und Orgelparadies in einem – geht das überhaupt?
Diese Frage beantwortet sich von selbst, wenn man einmal an der Orgelakademie in Rerik teilgenommen hat. Mit 15 Teilnehmern und vier Dozenten (plus Familien) haben wir vom 10.-20. August 2006 eine wunderbare Zeit „dort oben“ in Mecklenburg verbracht, haben gemeinsam musiziert, Orgelreisen gemacht, an Seminaren teilgenommen und auch ab und zu einfach mal nur die Sonne genossen.
Am Donnerstag, den 10. August ging die Reise also los. Mit einem großen blauen Bus und einem kleineren, aber auch schnelleren Volvo haben wir uns größte Mühe gegeben, uns auf der Autobahn zu verständigen und nicht zu verlieren. Von Zeit zu Zeit war der Volvo dann mal verschwunden, wurde aber per Handykontakt wieder zurückgerufen.
Als wir in Rerik ankamen, wartete gleich am ersten Abend ein Konzert mit Trompete und Orgel in der Reriker Kirche auf uns. Die folgenden Tage waren in verschiedene Kategorien eingeteilt. Es gab die „Übe- und Unterrichtstage“ – an diesen Tagen wurde morgens gemeinsam gefrühstückt und dann glich das Reriker Gemeindehaus einem Bienennest. Alle Teilnehmer wurden auf die umliegenden Dörfer verteilt, um an den entsprechenden Orgeln zu üben. Die Unterrichtszeiten wurden in den einzelnen Gruppen um jeweils einen Dozenten herum aufgeteilt. Zum Mittagessen versammelte man sich dann auch –fast- immer pünktlich zurück im Gemeindehaus. Nach einem freien Nachmittag, der für Spaziergänge, Tretbootfahren, Orgel üben oder an den Strand gehen genutzt werden konnte, hatten wir nach dem Abendessen eine gemeinsame Chorprobe, nach deren Ende wir meist gemeinsam in die Kirche „pilgerten“, um uns dort zum Complet (Nachtgebet) zu treffen. Diese Complets gaben den Tagen stets einen wunderbaren Ausklang und innere Ruhe und Kraft, die wir in diesen terminreichen Tagen gut gebrauchen konnten.

Neben diesen vier „Übe- und Unterrichtstagen“ gab es auch zwei „Sonderprogramme“. Das erste Sonderprogramm führte uns direkt nach dem Frühstück nach Greifswald, wo uns die Marienorganistin Katharina Pohl bereits erwartete, um mit uns ein Orgelseminar zu veranstalten. Während des Seminars hatte jeder Teilnehmer die Gelegenheit, etwa 15 Minuten Unterricht zu bekommen. Die Stücke, die zu diesem Seminar einzuüben waren, wurden bereits vor der Akademie vorgegeben. Das zweite Sonderprogramm beinhaltete ein ähnliches Seminar, diesmal jedoch im Lübecker Dom mit Prof. Hartmut Rohmeyer. Außerdem wurden wir von einem ehemaligen KMF-Schüler und jetzigen Kirchenmusik-Studenten in Lübeck durch die Hochschule geführt. Neben dem Pflichtprogramm blieb natürlich auch stets Zeit, die Stadt zu besichtigen und einmal durchzuatmen.
Wir hatten also vier „Übe- und Unterrichtstage“ und zwei „Sonderprogramme“. Neben An- und Abreisetag wurden zwei Tage auf Gottesdienste und Konzertvorbereitungen ausgerichtet. Doch ein besonderer Tag erwartete uns noch: Die Orgelfahrt nach Malchow und in die „Mecklenburgische Schweiz“. Wir fuhren los nach Malchow, ohne zu wissen, ob die Führung durch das dortige Orgelmuseum tatsächlich stattfinden würde, denn die Frau des Museumsleiters erwartete jeden Moment ihr Kind. Wir haben uns sehr gefreut, dass die Führung dann wirklich stattfinden konnte und uns noch am selben Abend der Anruf erreichte, dass der Museumsleiter glücklicher Vater geworden war. Von Malchow aus fuhren wir anschließend nach Basedow, Malchin und Neukalen, wo wir jeweils historische Orgeln besichtigen und teilweise auch bespielen durften.
Nach unserem Abschlusskonzert, das wir alle sehr genossen haben, ließen wir den letzten Abend an der Ostseeküste ausklingen, bevor am nächsten Morgen alle zu ihren Gottesdiensten in die Dörfer aufbrachen. Mittlerweile war die dortige Liturgie nicht mehr ganz so fremd, denn wir hatten ja in der Vorwoche bereits in Gottesdiensten oder Hochzeiten Orgel gespielt.
Die Zweite Sommerliche Orgelakademie an der Ostsee war sicherlich für alle Beteiligten ein Erlebnis. Es wurden neue Freundschaften geschlossen oder alte noch enger zusammengeschweißt. Die Atmosphäre untereinander war warm und herzlich und auch die Menschen „dort oben“ haben uns sehr offen empfangen und uns gut umsorgt.
So bleibt uns nur zu hoffen, dass diese Tradition weitergeführt wird, damit noch viele junge Organisten die Gelegenheit haben, das Leben, die Menschen und die Orgeln in Mecklenburg kennenzulernen. Es waren 10 wunderschöne, ereignisreiche Tage, die uns sicher allen noch lange in Erinnerung bleiben werden!
Lara Bürger, Schülerin aus Hessisch-Lichtenau